Oh mein Gott. Wo soll ich beginnen? Sonntag, 8:50 in Valencia: Nervös schreite ich, bepackt mit Trolli, Laptop, Rucksack und Westerngitarre in den Empfangsbereich am Flughafen und halte Ausschau nach einer 40-jährigen Spanierin, die mich dort abholen sollte. Doch ich hatte nicht mal Zeit, mich lange umzusehen, da lief mir schon Carmen, meine Gastmutter in die Arme und begrüßte mich freudig mit einem:" TATJANA... ehhhh... finalmenteeee!! Que tal, eh?" und 2 Küsschen auf die Wange.
Den ganzen Flug hatte ich schon damit verbracht, mir zu überlegen, was ich während der Autofahrt vom Flughafen nach Picanya mit ihr reden könnte. Doch diese Sorgen waren völlig unberechtigt, da es so war, als hätten wir uns schon ewig gekannt-überhaupt nicht angespannt. Sie versuchte mir gleich die Gegend ein bisschen zu zeigen, was bei meinem Sinn für Orientierung, so stellte sich später heraus, leider nicht viel gebracht hat. Nach ca. 10 min waren wir dann an unserem Ziel angekommen. Von außen schien mein neues Zuhause, ein in weinrot gestrichenes Reihenhaus, eher klein, doch als ich es dann betrat, befand ich mich in einem dreistöckigen Haus mit Pool und Kamin im Wohnzimmer! (Mama, ich weiß, dass du gerade dahinschmelzt) Alles ist eher auf alt eingerichtet und im 3. Stock befindet sich das Kunstzimmer von José. Er ist Künstler und hat hin und wieder auch kleine Ausstellungen.
Dann kamen mir die 3 restlichen Familienmitglieder, José(42), Víctor(7) & Hélena(5) schon entgegen. Sie begrüßten mich verschlafen (es war ja erst viertel nach 9)mit einem besito auf die Wange und Víctor zeigte mir dann gleich mein Zimmer. Es ist nicht besonders groß, aber schön eingerichtet und das Bett auf dem ich schlafe, ist ein Erbstück von Carmen's Großmutter. Es ist sogar ein Doppelbett, damit mal Freunde bei mir schlafen können, sofern ich welche finde. haha. :D
Als ich alles ausgeräumt hatte, gab ich den Kindern die Straßenmalkreiden, die ich ihnen mitgebracht hatte. Sie freuten sich und dann zeigten sie mir sofort stolz ihr Zimmer, ihre Pokémon und Hello Kitty Kartensammlung und einen spanischen Songtext von Shakira.
Ha, dachte ich, das ist der perfekte Moment, um meine Gitarre auszupacken und mit ihnen Waka Waka auf Englisch zu singen. Das tat ich dann auch und ich glaube dadurch hatte ich dann gleich einen groooooßen Pluspunkt bei den kleinen. Sie wollten gar nicht mehr aufhören und Hélena tanzt seit diesem Zeitpunkt nur noch durchs Haus und bittet mich, die Boxen ganz laut aufzudrehen, um mit ihr zu tanzen.
Naja und am Sonntag waren wir dann noch schwimmen und Carmen hat mir zu Fuß gezeigt, wo ich mit den Kindern überall hingehen kann, wenn ich alleine mit ihnen bin. Dann gabs noch "Paella neigra" (die Tintenfisch-tinte färbt den Reis schwarz) mit einem spanischen Wein und um ca 23:00 fiel ich völlig erschöpft ins Bett.
Am nächsten Morgen war ich dann mit den Kindern alleine. Um 9 weckten sie mich durch ein Klopfen und einem fröhlichen: "Tatiiii, please wake up!" Das machte ich dann auch sofort und bereitete ihnen ihre Milch (sie frühstücken immer eine bestimmte Milch, die Nährstoffe fürs Gehirn beinhaltet). Dann um 10/ halb 11 gabs Brunch, das ist meistens Jamón mit einem pan tostado oder einem "huevo frito". Danach machte ich mit Víctor Hausübung in "Lengua" (Spanisch) und Mathe und Hélena malte ein paar Wörter wie patata, pito und globo und ich lernte ihr englische Wöter wie "strawberry, kite oder balloon". Als wir fertig waren, fuhren wir in den Park und ich spielte mit ihnen Hangman auf englisch- was ihnen wirklich viel Spaß machte. Leider kommt dann meistens irgendwann der Zeitpunkt, wo Víctor beginnt Hélena zu schubsen, dann fällt sie hin, beginnt zu weinen, springt auf, puncht ihn zurück, dann wieder er, dann liegt sie am Boden und heult.. naja und dann komm ich irgendwann mit.. ehhhh Victor.. eso no vale, eh??? Dann grinst mich Víctor an und äfft mich nach.. eh tati, eso no vale ehhh?
Aber ich weiß mittlerweile schon relativ gut, wie ich mich dann verhalte und schaffs eigentlich immer, dass sie das tun, was ich will. Sie sind echt brav und es gibt ganz selten Probleme.
Gegen 2/ halb 3 kommt dann Carmen von der Arbeit und die Kinder machen bis 4/5 eine Siesta, was ich dann immer nütze, um am Pool ein bisschen zu relaxen und mein neues Buch zu lesen. Meistens machen wir dann noch was gemeinsam, gehen spazieren oder es kommen Verwandte und Freunde der Familie. Es ist eigentlich IMMER was los und selten ruhig!
Gestern war ich mit Carmen dann noch in Torrent, der Nachbarstadt und hab mich über billige Telefontarife und tarjetas erkundigt. Das werd ich mir dann morgen noch besorgen und dann hab ich endlich eine spanische Nummer.
Ich muss sagen, am Anfang war es für mich noch ziemlich unvorstellbar, dass ich hier jetzt ein Jahr wohne. Aber mittlerweile kehrt sogar schon der Alltag ein und ich weiß jetzt schon, dass dieses Jahr einfach unvergesslich wird!! Die Familie tut wirklich alles für mich und sie geben ihr Bestes, um mich in die Familie zu integrieren.
Hab außerdem meine neue Sünde gefunden: Eine "Horchata" (Horxata auf Valencianisch) im Kiosco nebenan. Ich LIEBE sie. Das ist so ein typisches Erfrischungsgetränk in Valencia und schmeckt nach einer bestimmten getrockneten Frucht mit crushed ice. Echt lecker.
Ach ja und noch eine lustige Geschichte: Heute in der Früh hab ich versucht, mir endlich einen Zugang zum öffentlichen Wifi-Netzwerk in Picanya zu verschaffen, was nach zahlreichen Versuchen auch endlich funktioniert hat. Geholfen hat mir dabei eine junge Studentin, die als Nebenjob zum Studium im Ayuntamiento arbeitet. Sie hat das ganze letzte Jahr in Wien studiert und liebt Österreich über alles. Deshalb will sie übernächstes Jahr, wenn sie ihr Studium fertig hat, für eine unbegrenzte Zeit nach Wien gehen. Das heißt, ich habe hier in Picanya eine Spanierin kennengelernt, die zur gleichen Zeit nach Wien ziehen will, wie ich :D Und Picanya ist wirklich NICHT groß haha. Ich treff mich übernächste Woche mit ihr auf einen Kaffee und freu mich echt schon drauf. (Sie heißt Carmen, ich glaube dieser Name verfolgt mich hier)
Und nachdem ich heute versucht habe, mit Aaron zu skypen und nach meinem fröhlichen "Holaaaa" die Internetverbindung abgebrochen ist, bin ich dann deprimiert nach Hausre gegangen und habe spontan entschlossen, mit der Metro nach VALENCIA zu fahren. Ich war ca 2h unterwegs und hab eigentlich nur die Avenida Colón, die größte Shopping-Meile mit der riesigen Stierkampfarena besichtigt, aber ich kann trotzdem sagen: Valencia ist einfach eine geniale Stadt. So eine Mischung aus London und Wien, direkt am Strand!! Es gibt einfach sooo viel zu sehen und es ist unglaublich viel los!
Anfangs hatte ich zwar noch ein paar Probleme mit dem Fahrkarten-System und hab mir gleich mal eine falsche Karte gekauft. Aber die Kontrolleurin hat mir freundlich ( Im Gegensatz zu den österreichischen Kontrolleuren) geholfen und jetzt kenn ich mich super aus!
Und am abend waren wir noch gemütlich mit dem Bruder von Carmen und seinem Sohn Carlos im Peamflo essen und haben den Abend ausklingen lassen.
Ich bin wirklich glücklich hier und freu mich absolut auf das kommende Jahr!
Hasta muy pronto y saludos de Picanya!!
(Und weils gerade ein Spanier am placa del país Valencia neben mir singt, noch ein Lied zum Abschluss- Bailando por ahí, Juan Magan)
un besooo
dote, wie versprochen mein kommentar:
AntwortenLöschenich weiß nicht wer bei dem blog mitlest, deshalb nur ein einfaches "freu mich, dass es dir gefällt".
allerdings muss ich gestehen, dass ich manche sätze gern gemeinsam mit juliane lesen würde - nur sie versteht was ich meine ;)